"Im Fokus stehen ganz klar unsere Klientinnen und Klienten."
Was war Ihre Motivation, diese neue Geschäftsführungsfunktion bei der Bernischen Krebsliga zu übernehmen?
In einem sozial- und gesundheitspolitisch relevanten Handlungsfeld arbeiten zu dürfen, war und ist mir eine Herzensangelegenheit. Die Bernische Krebsliga leistet mit ihren Angeboten wichtige Arbeit zur Unterstützung von Krebsbetroffenen und ihren Nahestehenden. Hier einen Beitrag zu leisten ist sinnstiftend und erfüllt mich mit Stolz. Ausserdem liegen mir Managementaufgaben wie Führung, Finanzen und Organisation. Ich musste also nicht lange überlegen, um mich zu bewerben.
Welche Strategien werden Sie bei der Bernischen Krebsliga verfolgen?
Im Fokus stehen ganz klar unsere Klientinnen und Klienten. Wie können wir möglichst gut unterstützen? Wie erreichen wir sie? Was brauchen sie? Konkret geht es darum ein möglichst bedürfnis- und bedarfsgerechtes Angebot bereitzustellen, für eine solide Finanzierung zu sorgen, uns im ganzen Kanton noch bekannter zu machen und die Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistenden zu optimieren. Für Betroffene ist es oftmals sehr schwierig, sich im Dschungel der vielen Unterstützungsangebote zurecht zu finden.
Welchen Bezug haben Sie zur Krankheit «Krebs»?
Meine Schwiegermutter ist an Krebs gestorben, mein Vater und mein Schwiegervater waren beide schon von Krebs betroffen. Eine sehr gute Freundin wird ihren Partner eher früher als später an eine sehr rasch fortschreitende, schwere Krebserkrankung verlieren. Einige Freundinnen und Bekannte haben eine Brustkrebserkrankung hinter sich. Krebserkrankungen gehören zu unser aller Leben dazu, je älter man wird, umso mehr. Sie sind immer mit viel Verunsicherung, Angst, Trauer und Schmerz verbunden. Sowohl für die Betroffenen, als auch für die Nahestehenden.
Wie lauten Ihre Führungsgrundsätze?
Führung ist ein Beitrag von vielen zum Gelingen eines grossen Ganzen. Es ist mir ein Anliegen wertschätzend, ressourcenorientiert, klar und transparent zu führen. Zentral ist für mich ein vertrauensvoller, ehrlicher und vor allem auch verbindlicher Umgang miteinander, den ich versuche vorzuleben. Aber auch die Ergebnisorientierung ist mir sehr wichtig. Gerade im Nonprofit-Bereich haben wir eine besonders grosse Verantwortung, dass die zur Verfügung stehenden begrenzten Mittel effizient eingesetzt werden.
Haben sich Ihre Führungsprinzipien im Lauf der Zeit verändert?
Ich wollte es früher oftmals allen recht machen. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass dies nicht möglich ist. Es müssen immer wieder Entscheide getroffen werden, die unpopulär sind und nicht von allen Mitarbeitenden getragen werden. Damit kann ich heute besser umgehen, als in jüngeren Jahren.
Darf eine Chefin auch Schwächen zeigen?
Selbstverständlich! Alle Menschen haben Schwächen und sollten diese in einem wohlwollenden, vertrauensvollen Arbeitsumfeld auch zeigen dürfen. Alle Menschen haben aber auch Stärken! Wichtig ist, dass wir uns auf die Stärken des Gegenübers fokussieren, unabhängig von der hierarchischen Position.
Wie spüren Sie die gegenwärtige Situation in Bezug auf die Corona-Pandemie?
Ich bin – wie viele andere auch – etwas verunsichert und versuche die Vorgaben des Bundesrats einzuhalten. Die Situation ist besonders hart für unsere Zielgruppe, da sie zur Risikogruppe gehört und zurzeit nur noch telefonische Beratungen in Anspruch nehmen kann. Wir geben unser Bestes, um den Kontakt zu halten und für alle Betroffenen da zu sein.
Wann und wo können Sie wirklich abschalten?
Bei einem Spaziergang an der Aare, beim Sport, bei bereichernden Gesprächen oder bei einem guten Buch. Wenn es mal gar nicht klappt, versuche ich es mit Atemübungen und Meditation.
Was ich noch sagen wollte…
Ich freue mich auf die Arbeit bei der Bernischen Krebsliga und habe ein engagiertes, hilfsbereites Team angetroffen. Aufgrund von Corona und Homeoffice konnte ich leider noch nicht alle persönlich kennenlernen, was ich natürlich bedaure. Umso mehr werde ich den Moment schätzen, wenn wieder Normalität in den Alltag zurückkehrt und wir als Team zusammen an der Schwanengasse arbeiten können.
ZUR PERSON
Nicole Stutzmann, (52), Geschäftsführerin Bernische Krebsliga seit 1. April 2020. Seit 26 Jahren hauptberuflich im Sozial- und Gesundheitswesen tätig. Zuvor leitete sie 10 Jahre lang das Kompetenzzentrum Alter der Stadt Bern. Sie verfügt über ein Volkswirtschafts- und Soziologiestudium mit Lizentiatsabschluss und über Nachdiplomausbildungen in Gerontologie und im Management von Nonprofit-Organisationen. Nicole Stutzmann ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern (17 und 18 Jahre alt). Sie wohnt mit ihrer Familie in Wabern.