Der Rentner Ruedi Kummler war schockiert, als seine Frau Murielle nach einem kleinen Missgeschick auf einer Wanderung im geliebten Jura «aus heiterem Himmel» eine Krebsdiagnose erhielt. Die Onkologin am Spitalzentrum Biel empfahl dem Ehepaar, die Beratung der Bernischen Krebsliga in Anspruch zu nehmen. Ruedi und Murielle fassten sich ein Herz und machten mit unserem Berater Yves Girardet einen ersten Termin ab. In der folgenden schweren Zeit gingen sie regelmässig in die Beratung, fast immer zu zweit, manchmal auch nur Ruedi. Nach nur 14 Monaten verstarb Murielle an ihrem aggressiven Krebsleiden. Ruedi ist immer noch Klient bei Yves Girardet und gibt in einem berührend offenen und ehrlichen Gespräch Auskunft zur Geschichte des Ehepaars.
10. Januar 2019 Dr. Christine Aeschlimann, Geschäftsführerin Bernische Krebsliga
Wie sind Sie darauf gekommen, bei der BKL einen Termin abzumachen?
Die Onkologin am Spitalzentrum hat meine Frau und mich hervorragend betreut. Die Ärztin war nicht nur sehr kompetent, sondern auch zu hundert Prozent bilingue und menschlich tadellos. Sie hat uns beide in Bern angemeldet, worauf Herr Girardet mit uns Kontakt aufnahm und wir den ersten Termin in der Kontaktstelle in Biel abmachten.
Wie läuft eine Beratung bei Yves Girardet ab?
Herr Girardet hat ein sehr breites Fachwissen, er ist sehr einfühlsam und hat uns bestens begleitet. Es tut gut, jemanden mit Erfahrung als Begleiter und zur Unterstützung zu haben. Seine Ratschläge waren sehr hilfreich, er war immer auf dem neusten Stand und gut vorbereitet.
Konnten Sie die Themen selber bestimmen?
Es war ein sehr gutes Zusammenspiel, Herr Girardet hat uns auch vorausschauend auf wichtige Dinge hingewiesen, zum Beispiel eine Patientenverfügung zu machen. Wir konnten jederzeit vorbringen, was uns beschäftigte. Jeder konnte in seiner Muttersprache sprechen, Murielle war ja francophone.
Welche Hilfestellungen konnte Ihnen die BKL genau bieten?
Es hat uns sehr geholfen, mit einer aussenstehenden Fachperson zu sprechen, die viel weiss und eine grosse Erfahrung hat. Herr Girardet hat uns praktische Tipps und wichtige Hinweise gegeben, zum Beispiel welche Informationen wir der Spitex oder der Palliativ-Station für eine ertragbare Betreuung mitgeben mussten. Wir waren immer sehr froh um die Struktur, welche die Beratungen in dieser schwierigen Zeit boten, auch nach dem Hinscheiden von Murielle. Ich gehe immer noch alle sechs bis acht Wochen zu Herrn Girardet und habe den Tritt im Leben wieder besser gefunden.
Was schätzen Sie besonders am Angebot der BKL?
Die Fachkompetenz, die absolute Vertraulichkeit und den empathischen, einfühlsamen Umgang. Es ist zudem sehr praktisch, dass in der Stadt Biel Beratungen angeboten werden.
Könnten wir aus Ihrer Sicht etwas verbessern?
Nein, ich habe mich jederzeit bestens betreut gefühlt, auch von der Spitex und dem Spital.
Inwiefern hat die Erfahrung mit Krebs Ihr Leben und das Ihrer Kinder verändert?
Ich gehe immer noch zwei- bis dreimal monatlich an die Stelle, wo wir die Asche von Murielle verstreuen durften. Meine Kinder begleiten mich vier bis fünfmal im Jahr. Ich denke jeden Tag an Murielle. Als eine ehemalige Schulkollegin meiner Frau kurz nach deren Tod auch an Krebs erkrankte und auf der Palliativstation war, habe ich sie sehr oft besucht. Ich weiss, was es bedeutet, den letzten Weg zu gehen, und was ein Besuch, sei es auch nur 15 Minuten, bei Sterbenden ausmachen kann. Es ist wichtig, für seine Mitmenschen da zu sein, auch wenn es anstrengend ist.
Ich habe auch einige befremdende Erfahrungen gemacht. Viele Leute wis-sen nicht, wie sie einem frisch verwitweten Mann begegnen sollen. Viele Versprechungen wurden nicht eingelöst. Ich bin froh und dankbar, dass meine Frau von den 14 Monaten, in denen sie krank war, am Ende nur zehn Tage im Spital sein musste. Dank wertvollen Hinweisen des Spitals und der BKL und der Unterstützung durch die Spitex konnte ich sie mehrheitlich zu Hause betreuen. Was würden Sie anderen Menschen mitteilen, die eine nahestehende Person beim Sterben begleiten oder jemanden verloren haben?
Das Einzige, was am Schluss bleibt, sind die Liebe, die Beziehungen und die Spuren, welche die Sterbenden in den Herzen der Angehörigen hinterlassen.