Krebserkrankung und Krebstherapie bringen nicht nur körperliche und psychische Belastungen mit sich, sondern können auch das Aussehen verändern. Diese unfreiwillige Veränderung bringt Menschen nicht selten in innere Not, ist doch Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen sehr wichtig für das Wohlbefinden und erleichtert den Kontakt mit anderen Menschen. Wenn krankheitsbedingt die Haare ausfallen, ist das Tragen einer Perücke oder einer textilen Kopfbedeckung zu empfehlen, da der Körper über die Kopfhaut viel Wärme verliert.
Viele Coiffeure im Kanton Bern bieten Perücken und Haarersatz an. Vanessa Linder und Manuela von Planta, Haarersatz-Spezialistinnen aus Thun, geben Einblicke in ihre Arbeit.
Wann seid ihr zum ersten Mal mit Perücken und Haarersatz in Kontakt gekommen?
Die Arbeiten mit Perücken und Haarersatz begleiten uns bereits seit Beginn unserer beruflichen Tätigkeit. Als Lernende wurden wir von unserem Lehrmeister in die Welt der Perücken und des Haarersatzes eingeführt. Weil uns viel an dieser Dienstleistung liegt, haben wir sie bei der Übernahme des Geschäfts selbstverständlich beibehalten.
Wie läuft eine Beratung für Perücken und Haarersatz ab?
Die Kund:innen erhalten bei uns eine Erstberatung. Wir beantworten Fragen, klären die Bedürfnisse, persönliche Wünsche und Vorlieben und informieren über technische Möglichkeiten und Lösungen. Wir besprechen die gewünschten Frisuren und Farbnuancen für eine erste Vorauswahl und wir geben bereits einige Tipps und Tricks zur Überbrückung bis zum nächsten Termin mit.
Was umfasst euer Angebot nebst einer Erstberatung und was ist euch wichtig im Umgang mit krebsbetroffenen Menschen?
In unserem separaten Perückenraum sind unsere Kund:innen vom Tagesgeschäft abgeschirmt. Sie sollen sich sicher und aufgehoben fühlen, Emotionen haben Platz. Im Anschluss an die Erstberatung folgen dann weitere Termine. Bestellte Perücken oder Haarersatzteile werden anprobiert und die bestmögliche Auswahl für die Kund:innen wird getroffen. Hinzu kommt eine Kopfhautanalyse und die entsprechende Beratung zur richtigen Kopfhautpflege und zu Massagetechniken. In Zusammenarbeit mit betroffenen und ehemals Betroffenen haben wir im Laufe der Zeit weitere Angebote, wie psychologische Beratungen, Selbsthilfegruppen, Workshops, Wanderungen und Themenabende ins Leben gerufen. Für uns ist elementar, dass immer der jeweilige Mensch und dessen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen und er die bestmöglichste Unterstützung erhält.
Ist euch eine Begegnung mit einer krebsbetroffenen Person besonders in Erinnerung geblieben?
Schlussendlich bleiben sämtliche Begegnungen mit unseren krebsbetroffenen Kund:innen in Erinnerung. Es handelt sich um einschneidende Schicksale, die alle auf ihre eigene Art und Weise ergreifend sind und sich einprägen.
Durch eure Arbeit werdet ihr mit schwierigen Schicksalen konfrontiert. Wie geht ihr damit um und was gefällt euch am besten an eurem Job?
Wir pflegen untereinander im Team einen regen Austausch und besprechen, was uns beschäftigt. Gleichzeitig hat jede/r ihre/seine eigenen Rituale, um die Erfahrungen einordnen zu können. Die Arbeit mit Krebsbetroffenen ist intensiver und nicht vergleichbar mit dem Tagesgeschäft. Nebst der Fachkompetenz braucht es Einfühlungsvermögen. Die schönste Rückmeldung für uns ist, wenn unsere Kund:innen unseren Salon trotz der für sie schweren Zeit mit einem Lächeln verlassen und sich mit ihrer Perücke oder ihrem Haarersatz wohlfühlen.