Eine Krebsdiagnose zieht vielen Betroffenen den Boden unter den Füssen weg. Nicht selten kommen sehr bald auch finanzielle Sorgen dazu. Wieso eigentlich? Wir haben ein funktionierendes Sozialversicherungssystem; die Krankenkasse bezahlt die Gesundheitskosten und Erwerbstätige sind gegen Krankheit versichert. Und trotzdem entstehen finanzielle Notsituationen?
Hier ein paar Gründe:
Zusätzliche Kosten
- Franchisen und Selbstbehalte fallen in kurzer Zeit an. Bei einer Franchise von Fr. 2'500 sind dies Fr. 3'200, welche sehr schnell fällig werden.
- Die Krankenversicherung deckt nicht alle Kosten. Fahrten zu den Therapien, ambulante Pflege, Hilfsmittel, Haushaltshilfen müssen ganz oder teilweise selbst bezahlt werden.
- Wenn eine Betreuungsperson erkrankt, muss oftmals eine kostenpflichtige Kinderbetreuung organisiert werden. Oder es braucht andere nicht gedeckte Entlastungen, wie zum Beispiel einen Mahlzeitendienst.
- Bei Selbstständigerwerbenden entstehen fixe Kosten trotz Arbeitsunfähigkeit (zum Beispiel Miete für Geschäftslokal).
Rückgang der Einnahmen
- Betroffene, die erwerbstätig sind, erhalten in der Regel nur 80% des vorhergehenden Lohnes.
- Falls keine Krankentaggeldversicherung für Arbeitnehmende besteht, ist die Lohnfortzahlungspflicht zeitlich sehr beschränkt.
- Auch Selbstständigerwerbende haben möglicherweise keine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen.
- Angehörige reduzieren Arbeitspensum für die Betreuung der erkrankten Person.
In Abhängigkeit der Höhe des Einkommens sowie der fix anfallenden Kosten, können diese zusätzlichen Kosten und der Rückgang der Einnahmen einen Haushalt destabilisieren. Die finanziellen Probleme beeinflussen die Behandlung negativ, wie verschiedene Studien eindrücklich aufzeigen konnten. Finanzielle Probleme führen auch zu Behandlungsabbrüchen und dem Verzicht auf Nachsorgeuntersuchungen, was das Rückfallrisiko erhöht.
Abklären der sozialen Situation
Deshalb ist es ausserordentlich wichtig, dass die sozialen Einflussfaktoren bereits in der Behandlungsplanung einbezogen werden und interprofessionell zusammengearbeitet wird. Die Krebsliga Bern unterstützt Betroffene bei der Erschliessung von finanziellen Ressourcen. Dies durch die Unterstützung bei der Durchsetzung sozialversicherungsrechtlicher Ansprüche, der Suche alternativer Finanzierungsquellen und Leistung von finanzieller Überbrückungshilfe. Sie unterstützt Betroffene, sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Lesen Sie mehr zur «Armutsfalle Krebs» in unserem Schwerpunktbericht mit Interview in unserem Jahresbericht.
(Juni 2024)