Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe «Leben mit und nach Krebs» hielt Andrea Rotter, Psychoonkologin, einen Vortrag zu Selbstfürsorge. Darin zeigte sie das Spektrum der Belastungen bei Krebserkrankungen auf und wie Selbstfürsorge aussehen und welche Rolle sie einnehmen kann.
Eine Krebserkrankung stellt eine belastende Situation in fast allen wesentlichen Lebensbereichen dar. Für Betroffene aber meistens auch für Angehörige und Nahestehende. Nebst körperlichen Symptomen und Folgeprobleme treten häufig emotionale und psychische Probleme wie Sorgen, Ängste, Traurigkeit auf. Soziale, finanzielle und berufliche Belastungen und die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens und die Suche nach Sinn können erschwerend dazukommen.
In der Psychoonkologie geht es unter anderem darum die Diagnose zu verstehen, einen Umgang mit der Gefühlsvielfalt zu finden, Lebensinhalte und Lebensziele zu prüfen und allenfalls anzupassen sowie zu lernen mit sich selbst umzugehen.
Warum Selbstfürsorge wichtig ist
Eine Krebserkrankung bringt durch viele unterschiedliche Faktoren wie hohe Belastung, negative Emotionen, Energieentzug oder Ermüdung die innere Waage aus dem Gleichgewicht. Mit Selbstfürsorge und dem Tanken von Energie, Aufmerksamkeit und Fürsorge kann die Waage ausgeglichen werden. Die Definition von Selbstfürsorge und welche Strategie die richtige ist, ist sehr individuell. Mögliche Zugänge können der Körper, Tätigkeiten, Gedanken aber auch das Ansprechen von Sinnen sein. Andrea Rotter spricht folgende Empfehlungen aus:
- Alles, was bereits gemacht wird und gut tut fortführen
- Ehrlich zu sich sein und nichts erzwingen
- Schauen wo sich das eigene Energielevel befindet
- Alternativen für bisherige Aktivitäten finden, die zum Energielevel passen
- Rituale in den Alltag einbauen hilft bei Motivationsproblemen
- Verbindlichkeiten schaffen (z.B. sich zum Spazieren verabreden)
- Hilfsmittel oder Sachen für das Ausüben von Tätigkeiten parat haben
- Sich überlegen, welche Energiefresser weggelassen werden können
Denkweise anpassen
«Denk positiv» ist einfacher gesagt als gedacht. Negative Gedanken lassen sich nicht einfach mit einem Plus versehen. Möglich ist aber den Fokus auf andere Gedanken zu richten und so eine andere Denkweise anzustreben. Erlauben Sie sich für einen Moment gedanklich loszulassen und sich einem anderen Thema zu widmen, das Ihnen guttut. Weiter ist es wichtig, wohlwollend und wertfrei über sich selber zu denken, statt streng und be- und verurteilend mit sich zu sein.
Selbstwert und psychische Gesundheit
Wenn Menschen sich selbst mögen, fühlen sie sich oft glücklicher, zufriedener mit ihrem Leben und wohler in ihrem Körper. Psychische Gesundheit und körperliche Gesundheit sind stark voneinander abhängig. Die Krankheit wird dadurch nicht besser, aber Sie können besser damit umgehen. Den Selbstwert steigern Sie beispielsweise, indem Sie
- Ihre eigenen Stärken kennen,
- Schwächen akzeptieren,
- Nein-sagen,
- Komplimente annehmen,
- Ihre Meinung äussern,
- Ihre Bedürfnisse benennen,
- Gespräch anfangen/beenden.
Die einfachste Form der Selbstfürsorge hat man immer dabei, immer zur Hand: die Sinne. In Notsituationen, wenn Ängste, Sorgen oder Gefühle zu stark werden, können die Sinne erden. In solchen Situationen den Fokus auf einen bestimmten Sinn zu legen (z.B. durch bewusstes Riechen und Einatmen der frischen Luft, dem Zuhören des Regens oder dem Schmecken eines intensiven Bonbons) kann beruhigend wirken.
Referat der Veranstaltung
Andrea Rotter, lic. phil., Psychoonkologin SGPO
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(Dezember 2024)